Gesundheit und kognitive Entwicklung von Kindern im Westjordanland: DFG fördert Forschungsprojekt für weitere drei Jahre

06.01.2015|08:09 Uhr

Gemeinsam mit renommierten Partnern in Israel und Palästina wird am Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie und -management von Prof. Dr. Hendrik Jürges der Bergischen Universität Wuppertal bereits seit Juni 2012 der Zusammenhang von Gesundheit und kognitiver Entwicklung im Kindesalter untersucht. Nach einer erfolgreich abgeschlossenen ersten Projektphase fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das interdisziplinäre Forschungsvorhaben nun für weitere drei Jahre. Die Förderung durch die DFG beträgt damit insgesamt über 1,3 Mio. Euro.
Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen von wirtschaftlicher Not sowie Kriegs- und Gewalterfahrungen auf die körperliche und seelische Gesundheit von insgesamt 6.000 im Westjordanland und in Ost-Jerusalem lebenden palästinensischen Kindern zu erforschen. Dabei wird insbesondere danach gefragt, inwieweit Armut und politische Gewalt auf die seelische Gesundheit und die kognitive Leistungsfähigkeit wirken und inwieweit Schule in der Lage ist, den schädlichen Einfluss einer beeinträchtigten Gesundheit auf die Intelligenzentwicklung zu reduzieren.
Projektpartner sind Sorel Cahan, Professor für Kognitionspsychologie an der Hebrew University in Jerusalem und Ziad Abdeen, Professor für Epidemiologie an der Al-Quds Universität in Ost-Jerusalem. An der Bergischen Universität forschen Prof. Dr. Hendrik Jürges und Dr. Alexandra Schwarz vom Wuppertaler Institut für bildungsökonomische Forschung (WIB). Die DFG fördert mit derart trilateralen Projekten wissenschaftliche Exzellenz in den beteiligten Ländern sowie das Verständnis zwischen Israelis und Palästinensern durch deren wissenschaftliche Kooperation.
Im ersten Projektabschnitt wurden zunächst die erforderlichen Daten in den Klassen 5 bis 9 erhoben, und zwar sowohl an Schulen der palästinensischen Autonomiebehörde als auch an Schulen, die von den Vereinten Nationen (UN) in Flüchtlingslagern unterhalten werden. Die Erhebung lieferte nicht nur Messungen der kognitiven Fähigkeit, des Gesundheitszustandes sowie der schulischen Leistung. Die Schüler selbst wurden zu ihrer täglichen Ernährung, ihrer körperlichen und seelischen Gesundheit, ihren täglichen Gewohnheiten, sozialen Kontakten sowie zu Ihren Gewalterfahrungen, insbesondere im Zusammenhang mit der israelischen Besatzung und dem Siedlungsbau, befragt. Durch die zusätzliche Befragung der Eltern liegen den Forschern außerdem Informationen zu den sozioökonomischen Ressourcen im Elternhaus und zu wichtigen Ereignissen im Leben des Kindes und der Familie vor. In der zweiten Projektphase gilt es nun, diesen umfassenden und qualitativ hochwertigen Datenbestand auszuwerten.
Die von Prof. Jürges verantwortlich geleitete Studie leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Wechselwirkungen zwischen physischer und seelischer Gesundheit und Schulbildung bei der Entwicklung kognitiver Fähigkeiten. Sie zeigt geeignete Interventionspunkte für Gesundheits- und Bildungspolitik und für humanitäres Engagement in von bewaffneten Konflikten und Armut betroffenen Gebieten. Die Ergebnisse werden es politischen Entscheidungsträger ermöglichen, besser zu beurteilen, welche Art von Interventionen (z.B. Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen, des Gesundheitswesen oder der Schule und anderer Bildungseinrichtungen) erfolgversprechend sind, um Humankapitalbildung und damit das langfristige Wohlergehen der palästinensischen Bevölkerung zu verbessern.

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